Katzenhaltung und -verhalten

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Erst durch die Einführung von industriell gefertigter Einstreu und Katzentoiletten in den 50iger Jahren nahm die reine Wohnungshaltung der Katzen immer mehr zu.

Wer mit Katzen zusammenleben will, muss behutsam und geduldig sein. Katzen gelten als geräuschempfindlich und mögen keine hastigen Bewegungen. Katzen, die ins Freie dürfen, müssen vier Wochen im neuen Haus bleiben, um sich ein Hörbild von ihrer neuen Heimat zu verschaffen.

Die Wohnung

Die artgerechte Haltung beugt vielen Verhaltensproblemen vor.

Die Raumzahl, nicht die Größe der Wohnung ist entscheidend, da eine Katze Rückzugs- und Ruheräume braucht.

Ohne Bad und Küche sollte eine Katze zwei Räume zur Verfügung haben. Je mehr Katzen zusammenleben, umso mehr Räume muss die Wohnung haben (ein Raum mehr als Katzen).

Die Fenster dürfen niemals gekippt sein, solange die Katze im Raum ist. Jede Katze, auch wenn sie schon älter ist, kann versuchen, nach draußen zu gelangen. Sie wird im Keil feststecken und sich lebensbedrohlich verletzen.

Balkone sollten immer mit Katzennetzen gesichert sein. Der Aussichtsplatz auf dem Balkon ist nur geeignet, wenn auch Sie ohne Jacke auf dem Balkon sitzen würden. Ansonsten kann die Katze ohne Bewegung schnell auskühlen und sich eine Blasenentzündung zuziehen.

Katzen lieben Sitzplätze auf verschiedenen Ebenen. Einige Schränke oder Schubladen können tolle Verstecke sein. Der Kratzbaum sollte idealer Weise aus Holz und die Hanfummantelunglängsgeriffelt sein, das ist beim Krallenwetzen wesentlich angenehmer. In der Nähe eines Fensters bietet er eine gute Aussicht. Sog. Cat Cradles können an Heizkörpern befestigt werden.

Schlafplätze sollten versteckt sein und können gewechselt werden.

Katzentoiletten

Sie müssen unbedingt eine Toilette mehr als Katzen aufstellen! Bei Einzelhaltung also zwei. Katzen sortieren gerne, eine Kiste für Urin, eine für Kot.

Die Toilette sollte möglichst bald nach Benutzen gereinigt werden, mindestens aber zweimal täglich. Auswaschen bitte mit nicht scharfer Seifenlösung.

Macht Ihre Katze mal daneben, dann nicht um Sie zu ärgern, sondern um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass etwas nicht in Ordnung ist!

Futter

Feste Fütterungszeiten ermöglichen einen besseren Überblick, wie viel Ihre Katze frisst. Allerdings braucht eine Katze mehrere kleine Einzelmahlzeiten. Freigänger kommen auf diese Weise „pünktlich zum Essen“ nach Hause. Für Kater birgt die permanent gefüllte Futterschüssel mit Trockenfutter die Gefahr von Harnkristallen im Falle einer Blasenentzündung. Ansonsten sollten Trocken- und Nassfuttergaben kombiniert werden.

Für Wohnungskatzen eignet sich spezielles Indoor-Futter, das dem Energiegehalt angepasst ist. Außerdem reinigt Zahnsteindiät die Zähne. Hairball-Diet oder Malzpasten vermindern das Risiko von Haarballen durch abgeschluckte Haare.

Katzengras kann selbst gezüchtet werden, reizt aber bei manchen Katzen zu sehr die Magenschleimhaut.

Ansonsten liebt die Katze die Abwechslung und kann auch ungewürztes von der menschlichen Nahrung abhaben. Süßigkeiten provozieren einen Diabetes (Zuckerkrankheit), sollten also tunlichst vermieden werden. Bitte überprüfen Sie auch das Nassfutter auf beigemischten Zucker.

Katzen sollten nicht zu dick gefüttert werden! Zum einen verfettet die Leber, zum anderen werden die schweren Katzen auch träge und bewegen sich nicht mehr gern. Das wiederrum erschwert das Abnehmen. Ein ballastoffreiches Futter dient erfolgreich der Sättigung.

Beschäftigung

Katzen sind hochintelligente Tiere, deren Sinnesorgane lebenswichtig gut für die Jagd ausgeprägt sind.

Langeweile ist für Katzen schlimmer als Futtermangel!

Mindestens eine Stunde täglich muss eine einzeln gehaltene Katze mit ihrem Besitzer spielen können! Dazu eignen sich

  • Leere Kartons (immer wieder neue) für Versteckspiele
  • Bälle (gefüllt mit Futter), Fellmäuse etc. für Apportierspiele
  • Federn oder Holzstiele an Bindfäden für Jagdspiele
  • Die Hand des Besitzers für Kampfspiele

Ist Ihre Katze das Spielen nicht (mehr) gewohnt, können Sie die Spielsachen mit Baldriantropfen oder Katzenminze interessanter machen.

Falls Sie nicht viel zuhause sein können, empfehlen wir keine Einzelhaltung!

Erziehung

Auch Katzen können erzogen werden! Die Belohnung für positives Verhalten fruchtet mehr, als die Bestrafung (wie beim Menschen).

Trotzdem können Sie Ihre Katze durch anblasen oder anspritzen mit einer Blumenspritze oder Wasserpistole von einer ungewünschten Tat abschrecken. Aber natürlich nur just in diesem Moment. Im Nachhinein, wenn Sie die Blumenspritze erst gefunden haben, nützt dieser Tadel nichts mehr! Sie muss also gleich zur Hand sein.

Katzen lernen durch Zusehen!

Prägung

Ab dem Ende der 2. Lebenswoche, sollten Katzen möglichst viel in die Hand bzw. auf den Arm genommen werden. Dies ist für die spätere Beziehung zum Menschen äußerst wichtig.

In der Prägungsphase (3.-7- Lebenswoche) entwickelt sich der Schaltplan für die Nervenvernetzung im Gehirn. Die Katze lernt zu kommunizieren. Geschwister sind für das Verhalten zu anderen Katzen sehr wichtig.

In der Sozialisierungsphase (7.-18. Lebenswoche) wird die Umgebung erkundet. Objektspiele treten in den Vordergrund. Freigänger lernen mit ihrer Mutter das Jagen.

Die juvenile Phase dauert bis zur Pubertät (4.-7. Lebensmonat). Die Bindung an Partner (Katzen, Mensch, andere Tiere) werden jetzt verfestigt.

Besitzerwechsel

Kommt die Katze mit einem Geschwister in die neue Familie oder ist dort eine andere Katze, wird die Abgabe mit der 8.-9- Lebenswoche empfohlen.

Spätere Einzeltiere sollten erst mit ca. 12 Lebenswochen abgegeben werden.

Lebt die Katze später mit anderen Tieren zusammen, die in ihr Beuteschema passen (Vögel, Kaninchen, Meerschweinchen o.a.) sollte sie diese in ihrer gewohnten Umgebung von der 4. bis zur 7. Lebenswoche kennen lernen. Dann verläuft das Zusammenleben i.d.R. risikolos.

Auch Hunde, die eine völlig andere Körpersprache haben als Katzen, sollten schon in der Prägungsphase bekannt gemacht werden, wenn die Katze mit einem Hund zusammen leben soll.

Kinder

Katzen haben gegenüber Kindern eine extrem hohe Toleranz und erkennen das rundliche Kindchenschema an. Allerdings sollten erst 5-6 Jahre alte Kinder allein mit Katzen zusammen spielen.

Babys können u.U. ersticken, wenn sich die Katze an sie kuschelt und Körperkontakt sucht. Oftmals legen sich Katzen in guter Absicht auf das Gesicht, da es das wärmste und einzige ungedeckte Körperteil ist.

Markieren

Katzen markieren mit den Pheromonen ihrer Duftdrüsen an den Backen, den Flanken und an den Pfoten (beim Krallenwetzen).

Das Köpfchengeben dient als freundliche Begrüßungsgeste für Partner einer Lebensgemeinschaft oder als Interesse an einem neuen Besuch. Die Katze gibt so auch ihre Visitenkarte ab. Ebenso dient das Flankenstreichen (z.B. um die Beine der Menschen) der Abgabe der Pheromone.

Das Krallenwetzen dient der Gesundheitspflege, ist ein Komfortverhalten (d.h. dass sich die Katze wohlfühlt) und dient ebenfalls der Abgabe ihres persönlichen Duftes.

Das Markieren mit Urin belästigt den Menschen sehr. Kater zeigen damit ihre Geschlechtsreife an und sollten kastriert werden.

Demonstratives Spritzen oder Urin absetzen im Beisein des Menschen ist eine offensichtliches Protestverhalten und wird an anderer Stelle analysiert.