Drohreflex

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Sehfähigkeit testen

Sie können als Besitzer selbst testen, ob ihr Tier sehen kann!

Wenn Tiere anstoßen, müssen sie nicht gleich blind sein.

Manche Tiere sind temperamentvoll, hektisch, ängstlich oder aufgeregt und stoßen deshalb an.

Andererseits können sich blinde Tiere so routiniert in ihrer gewohnten Umgebung bewegen, dass es kaum auffällt, dass sie blind sind.

Und zu guter Letzt können Tiere große reaktionslose Pupillen haben und trotzdem sehen, oder blind sein und trotzdem eine kleine Pupille haben. Die Pupillenreaktion ist nicht geeignet, um die Sehfähigkeit zu testen. Sie ist ein Reflex, der nicht über die Sehrinde im Gehirn läuft.

Drohreflex

Nähert man sich mit der Hand schnell in Richtung Auge, ist der natürliche Schutzreflex eines sehenden Auges, dass die Lider geschlossen werden.

Um die Sehfähigkeit eines Auges zu testen, muss das andere Auge mit einer Hand zugehalten werden. Nun hält man die andere Hand aufrecht und imitiert, dass man auf das Auge schlagen würde, ohne es zu berühren. Hierbei darf kein Luftzug entstehen, da ein sehr schmerzhaftes, aber blindes Auge ebenfalls geschlossen wird.

Blendreflex

Im Dunkeln werden die Pupillen groß, um möglichst viel Licht ankommen zulassen. Bei Lichteinfall wird sie reflektorisch klein. Ist dies nicht möglich, werden beim sehenden Auge die Lider geschlossen.

Ist die Pupille bei Helligkeit noch groß, kann dies an einer Blindheit liegen, oder aber an einer Pupillenmuskellähmung (Irisatrophie) oder an einem erhöhten Innenaugendruck (Glaukom), obwohl die Sehfähigkeit noch erhalten ist.

Man testet den Blendreflex in einer abgedunkelten Umgebung, da hier das sehende Tier nicht schon vorher geblendet ist. Dann leuchtet man mit einer Taschenlampe nur in ein Auge. Kommt die Meldung im Gehirn an, dass durch die fehlende Pupillenreaktion zuviel Licht in das Auge einfällt, werden die Lider reflektorisch geschlossen. Also kann das Tier noch sehen, obwohl die Pupillen nicht reagieren!

Wattebauschtest

Dieser Test funktioniert nur bei interessierten Hunden und Katzen. Heimtiere und müde oder kranke Tiere haben kein Interesse, einem Wattebausch nachzusehen.

Auch hier werden die Augen einzeln getestet, also wird ein Auge zugehalten.

Nun lässt man einen Wattebausch in ca. 30cm Entfernung vor dem Auge herunterfallen. Der Kopf folgt der Bewegung des Wattebausches, wenn das Auge sehfähig ist.

Es muss ein Wattebausch sein, um andere Sinne wie Geruchssinn oder Hörsinn auszuklammern. Daher sind andere Gegenstände, wie ein Leckerli oder einen Stein fallen zu lassen, nicht geeignet, um die Sehfähigkeit zu testen.

Hindernislauf

Blinde Tiere können sich ausgezeichnet in ihrer gewohnten Umgebung zurechtfinden.

Legt man einen geruchlosen Gegenstand in den Weg, wie zum Beispiel einen Karton, Stuhl oder einen quer und erhöht liegenden Besenstiel, wird das sehende Tier ausweichen und herumgehen oder die Beine anheben, um darüberzusteigen.

Ein blindes Tier läuft grundsätzlich vorsichtiger, um ein Anstoßen mit den Tasthaaren der Schnauze zu registrieren und rechtzeitig ausweichen zu können. Manchmal stoßen blinde Tiere auch frontal gegen einen Gegenstand.

 

Tageszeit

Die fortschreitende Degeneration der Netzhaut (PRA) beginnt mit einer Nachtblindheit, da erst die Stäbchen degenerieren. Sie ist eine erbliche Erkrankung vieler Hunderassen und sehr weniger Katzenrassen.

Hier fällt auf, dass sich die Tiere bei Dämmerung und Dunkelheit deutlich unsicherer bewegen, als bei Tageslicht.

Hunde sind abends schreckhafter, möchten die Treppe nicht hinuntergehen und bellen plötzlich Gegenstände an, die sie eigentlich kennen.

Erst viel später degenerieren auch die Zapfen der Netzhaut, die für das Tagsehen verantwortlich sind. Die Pupille wird größer, der Pupillillenreflex wird langsamer und die Tiere sehen tagsüber zunehmend schlechter.

Hilfreich für die Besitzer ist es, durch eine spezielle Augenuntersuchung schon frühzeitig zu wissen, dass der Hund erblinden wird, um rechtzeitig Hörzeichen trainieren zu können, die das Alltagsleben erleichern. Da die Tiere sehr langsam erblinden, leiden sie nicht an der Umstellung.