Meerschweinchen - Haltung und Pflege

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller und Bianca Belzner

Physiologische Daten

  • Lebenserwartung : ca. 6 - 8 (15) Jahre
  • Körpergewicht (erwachsen) : Weibchen : 800 – 1000 g, Männchen : 1000 - 1800g
  • Geschlechtsreife : Weibchen : 4.-6. Lebenswoche , Männchen : 3.-10. Lebenswoche
  • Zuchtreife : Weibchen : 3.-5. Lebensmona, Männchen : 2,5.–5. Lebensmonat
  • Trächtigkeitsdauer : 59 –72 Tage ( im Mittel 68 Tage )
  • Wurfgröße : 2-3 (6), Nestflüchter ( nackt, Augen + Ohren geschlossen )
  • Säugeperiode : 3 – 4 Wochen, Absatzgewicht 150 g
  • Futterverbrauch : 6g / 100g KM/Tag ( ca. 60 g täglich / Tier )
  • Wasserverbrauch : 5 – 10 ml/100 g KM/Tag ( ca. 50-100 ml täglich / Tier )
  • Optimale Umgebungstemperatur : 18° - 26°C ( sehr hitzeempfindlich! )

Haltung

Meerschweinchen sind gesellige Tiere, die nicht einzeln gehalten werden sollten.
Weibchen verstehen sich untereinander meist gut. Bei Gruppenhaltung mit mehr als zwei Böcken entstehen häufiger Beißereien. Sie leben ursprünglich in Erdbauten, haben also gern ein Dach über dem Kopf. Da sie selten aggressiv sind, eignen sie sich auch sehr gut als Haustiere für Kinder.

Käfig:

  • Größe: mind. 100 x 50 cm + täglicher Freilauf, Gehege mindestens 1-4 m².
  • Einstreu: nicht imprägnierte Sägespäne oder Strohpellets, darüber Stroh zum Verstecken und Wühlen. Bodenschicht mind. 4 cm ( sonst Sohlengeschwüre )
  • Nagematerial: Zweige von Weide, Haselnuss, Buche, Apfel-, Birnbaum
  • Verstecke: Holzhäuschen ( Eckmodell ), Tunnel, groß genug zum Umdrehen
  • Standort: zugfrei, keine direkte Sonne, möglichst nicht direkt auf Boden
  • Futter – und Wassernapf (besser als Nippeltränke wegen Einklemmen der Zunge)
  • Heuraufe

 

Fütterung :

Meerschweinchen nehmen ca. 100 kleine Mahlzeiten ein! Sie benötigen viel Vitamin C im Futter, da sie es nicht selbst herstellen können und fressen ihren Nachtkot.

  • Gutes Heu muss immer zur Verfügung sein (Hauptnahrung, sichert Zahnabrieb der ständig wachsenden Zähne, wichtig für Verdauung)
  • Gras (ohne Hunde- oder Katzenurinspuren !! Vorsicht beim Pflücken )
  • Frischfutter : Möhrengrün, Möhren, Löwenzahn, Chicoréé, Endiviensalat, Kohlrabiblätter, Selleriestangen, Gurke, Äpfel, Tomaten, Paprika
  • Fertigfutter (muss nicht sein !): höchstens 1 Esslöffel pro Tier und Tag! (25% Rohfaser, 10% Rohprotein, 4% Fett)
  • Kräuter wie Petersilie, Basilikum o.ä. als Leckerei in kleinen Mengen
  • Täglich frisches Wasser ist selbstverständlich

Fütterungsfehler:

  • Unbekanntes oder ungewohntes Futter (auch Gras nach der Winterpause!) soll erst in kleinen Mengen angeboten werden, bis sich die Darmflora darauf einstellen kann. Sonst entsteht Durchfall oder Blähungen bis hin zur Kolik !
  • Verdorbenes oder kaltes Futter führt zu üblen Verdauungsstörungen.
  • Kalziumreiches Futter ( z.B. Grünrollis, Luzerneheu, Petersilie ) kann bei
  • übermäßiger Gabe die Bildung von Blasensteinen fördern.

 

Pflege:

  • täglich : urin- und kotverschmutzte Einstreu sowie Futterreste entfernen
  • Kotbohnen sollen länglich geformt, mittelbraun bis grün sein
  • Nachtkot ist etwas kleiner, weicher heller und wird gefressen ( Vitaminzufuhr durch Darmbakteriensynthese )
  • Urin gelblich-weiß ( nicht sandig, nicht blutig )
  • täglich : Trink- und Futtergefäße reinigen
  • Meerschweinchen oft in die Hand nehmen ! Fußballen dürfen nicht wund sein, Popo darf nicht naß oder verklebt sein )
  • Wöchentlich Einstreu komplett entfernen und Käfig mit heißem Wasser reinigen.
  • Tipp: Urinstein löst sich am besten mit Essigreiniger oder Essigessenz verdünnt!

Beschäftigung : Täglich Auslauf unter Aufsicht bzw. im Gehege ( Vorsicht: Benagen von Möbeln und Kabeln! ).

Wann muss ich zum Tierarzt ?

  • Die Krallen müssen regelmäßig kontrolliert und geschnitten werden. Wir zeigen es Ihnen gerne.
  • Bei Meerschweinchen wachsen die Zähne (Schneide- und Backenzähne) ständig nach und müssen durch ständiges Mahlen abgerieben werden (Heu). Zahnfehlstellungen verhindern einen kompletten Abrieb, so dass Zahnspitzen entstehen, die die Mundschleimhaut oder die Zunge stark verletzen können oder sogar eine Brücke bilden (Unterkiefer). In diesem Fall müssen wir in der Praxis die Zähne regelmäßig (ca. 6 – 8 Wochen) kürzen.
  • Blähungen können durch Abschnürung der Magen- und Darmblutgefäße zu einem Kreislaufschock führen! Das Meerschweinchen sollte nicht birnenförmig aussehen.
  • Wenn das Meerschweinchen nicht frisst oder ungewöhnliche Kaubewegungen macht, ist innerhalb eines Tages ein Tierarzt aufzusuchen!
  • Kratzt sich das Meerschweinchen häufig, können Milben den Juckreiz auslösen. Häufig fällt dann auch ein schuppiges Haarkleid auf. Mit 1-2 Spritzen können wir diese Plagegeister bekämpfen.
  • Durchfall erkennt man am verschmutzen Po. Länger als ein Tag zehrt er zu sehr und ist auch ein Grund für einen Tierarztbesuch. Denn der Nachtkot fällt weg – ein wichtiger Bestandteil der Vitaminzufuhr.
  • Ein feuchter Po ist Anzeichen einer Blasenentzündung. Wir untersuchen den Urin mikroskopisch in der Praxis, um die Ursache und die passende Behandlung herauszufinden. Meist folgt dann eine Ernährungsberatung.

Falls Sie Fragen haben oder sich nicht sicher sind, melden Sie sich bei uns!