Die Kippfenster-Katze

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Das Kippfenster-Syndrom kommt trotz Aufklärung so häufig vor, dass es einen eigenen Namen hat.

Dieser lebensbedrohliche Unfall kommt zustande, wenn ein Fenster zum Lüften gekippt wird und die Katze versucht, durch diesen Spalt hinauszugelangen.

Es kommt bei Katzen jeden Alters vor. Das bedeutet auch ältere vernünftige oder Wohnungskatzen sind nicht davor gefeit. Da die Katze immer versucht, sich aus dem Spalt zu befreien, ist sie letztendlich meist in ihrer schmalen Taille eingeklemmt. Dort werden die empfindlichen Nieren, sowie Harnblase, Darmschlingen und die Bauchgefäße gequetscht.

Der Verletzungsgrad hängt von der Dauer dieses Zustandes sowie von der Heftigkeit der Befreiungsversuche der Katze ab.

So kann es auch zu Rippenbrüchen, Ausrenkung (Luxation) der Lendenwirbel und sogar zu Wirbelbrüchen (Frakturen) oder Abreißen von Gefäßen (Mesenterialgefäße) kommen. Das Rückenmark erleidet dadurch ebenfalls schwerwiegende Schädigungen.

Katzen, die in einem Kippfenster eingeklemmt waren, sind daher meist in der Hinterhand gelähmt.

Dies ist zum einen durch Schädigung des Rückenmarks bzw. der abgehenden Nerven(Nervus femoralis) und zum anderen durch einen Thrombus in den Beckengefäßen verursacht.

Durch das Abklemmen der Bauchgefäße entstehen Blutgerinnsel, die im weiteren Verlauf Aorta und / oder die engen Beckengefäße verstopfen können. Das Gewebe der Hinterbeine bzw. der Lendenmuskulatur wird durch die daraus resultierende Minderdurchblutung ( Ischämie ) geschädigt.

Die Vielzahl der möglichen inneren Verletzungen macht deutlich, dass der Finder der Katze im Kippfenster umgehend mit ihr einen Tierarzt aufsuchen muss. Je schneller diese Katze behandelt wird, desto besser stehen ihre Chancen, wieder gesund zu werden.

Der Tierarzt behandelt den Schock, den Kreislauf, die Entzündung und Schmerzen und klärt durch Röntgenaufnahmen Verletzungen an inneren Organen und Wirbelsäule ab.

Falls die Hinterpfoten blassrosa (ischämisch) oder gar bläulich (zyanotisch) und kalt sind, besteht der Verdacht einer Thrombose der Aorta bzw. der Arteria iliaca. Hier ist dann der Puls an der Innenseite des Oberschenkels (Arteria femoralis) nicht mehr fühlbar. Eine Ultraschalluntersuchung kann die Verdachtsdiagnose bestätigen.

Je nach Schweregrad der Verletzungen können sich die Katzen unter intensiver tierärztlicher Behandlung nach Wochen - Monaten erholen. Am besten ist jedoch die Vorbeugung:

Bitte keine Katze in einen Raum mit gekipptem Fenster lassen!