Taube Katzen

Taube Katzen

Der Gehörsinn

Das Hören geschieht durch die Wahrnehmung des Schalls, über den äußeren Gehörgang (Außenohr), das Trommelfell, die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) des Mittelohres und die Hörschnecke (Innenohr), wo die neutralen Haarzellen die Schallwellen in Nervenzeize umwandeln und über den Hörner und den Hirnstamm an die Horrende des Großhirns weiterleiten. Dort tritt das Gehörte dann in unser Bewußtsein.

Gesunde Katzen hören ca. 75-63.000 Hz ( Schwingungen  pro Sekunde), Menschen dagegen nur 20-20.000 Hz.

Angeborene Taubheit bei Katzen

Bei Katzen sind weniger Informationen zur erblichen Taubheit bestimmter Rassen verfügbar.

Die Taubheit wird wahrscheinlich durch das dominante weiß Fell-Gen (w) hervorgerufen. Das gleichzeitige Auftreten einer blauen Iris erhöht das Vorkommen tauber Tiere, langhaarige weiße Katzen mit blauen Augen scheinen mehr betroffen zu sein. Das Vorkommen blinder Katzen bei Mischlingen ist sogar häufiger als bei reinrassigen Katzen.

In einer Studie von Dr. George M. Strain, Professor für Neurowissenschaften, Louisiana (www.lsu.edu/deafness/breeds.htm) wurden 256 weiße Mischlinskatzen untersucht:

Davon waren 12% einseitig taub, 38% beidseitig, also völlig taub.

Bei weißen Katzen mit blauen Augen steigt der Anteil tauber Tiere deutlich:

40% der weißen Katzen mit einem blauen Auge und sogar 85% mit zwei blauen Augen waren blind.

Allerdings handelt es sich hier um eine amerikanische Studie, also auch um deren Gen-Pool.

Unbekannt ist die Häufigkeit blinder Katzen in Deutschland.

Die angeborene vererbte sensoneurale Taubheit kann also bei Katzen mit weißer Fellfarbe auftreten. Durch die Unterdrückung der Pigmentzellen (Melanozyten) wird eine Degeneration der Blutversorgung der Hörschnecke (Cochlea) hervorgerufen. Die Schicht am äußeren Rand des Schneckenganges (Stria vascularis) bildet dann die Flüssigkeit um die Haarzellen nicht mehr. Pigmentzellen scheinen für den Erhalt der Stria wichtig zu sein. Dadurch gehen die Haarzellen zu Grunde und können sich nicht mehr regenerieren.

Bei dem Untergang von Nervenzellen (Haarzellen) spricht man von sensoneuraler Taubheit. Diese Taubheit ist also endgültig und nicht behandelbar.

Die erworbene, nicht vererbte Taubheit

Diese Form der Taubheit entsteht durch Schädigung des Embryos im Mutterleib (durch für das Ohr giftige (ototoxische) Substanzen, durch intrauterine Infektionen, durch Sauerstoffmangel oder Trauma).

Taubheit durch Behinderung der Schallwellen

Bei einer Behinderung der Leitung bzw. Übertragung der Schallwellen spricht man von Conduktions-Taubheit. Angeboren, aber nicht vererbt, kann diese Form der Taubheit durch Missbildungen der Ohranteile verursacht sein.

Eine erworbene Conduktions-Taubheit im Laufe des Lebens kann auch durch zerstörerische hochgradige Infektionen hervorgerufen werden. Hier kann der Gehörsinn auch nur vorübergehend oder auch nur teilweise eingeschränkt sein, zum Beispiel bei einer Mittelohrentzündung oder bei einem massiven Zuschwellen eines entzündeten Gehörganges. Auch ein beschädigtes Trommelfell durch Fremdkörper (Grande) kann sich wieder schließen.

Zuchtprogramm gegen Taubheit

Da die angeborene sensoneurale Taubheit wie auch die Fellzeichnung erblich ist, schreiben manche Katzenzuchtverbände die Audiometrie für weiße Katzen vor, damit nur einwandfrei hörende Tiere zur Vermehrung herangezogen werden. Diese Auflage dienen zum Erhalt gesunder Rassen. www.catclubgermany.de/index.php/cat-club-germany/zucht-richtlinien , www.euregio-rassekatzen.de/der_verein/zuchtrichtlinien/index.php.

Besonders hervorzuheben ist der Rassekatzen-Züchterbund e.V., der auch für weiße Kitten die Untersuchung auf Taubheit (Audoimetrie) vorschreibt. www.rkzb.de/willkommen/zuchtrichtlinien/

Andere Katzenzuchtverbände schließen taube Tiere von der Zucht aus und beziehen sich ausdrücklich auf das Tierschutzgesetz (Paragraph 11b), nachdem es verboten ist, Wirbeltiere zu züchten, sodass bei der Nachzucht Körperteile oder Organe für den artgerechten Gebrauch fehlen oder untauglich sind.

Das Verhalten beidseitig tauber Katzen

Im Alltag fällt dem Besitzer einer völlig tauben Katze auf, dass sie auf Geräusche nicht reagiert oder dass sie selbst bei lauten Geräuschen weiterschläft oder nicht merkt, wenn die Besitzer nachhause kommen. Auch das Ohrenspiel ist ein anderes. Bei Kontaktaufnahme von hinten oder aus dem Schlaf erschreckt sie leichter als andere. Allerdings reagieren diese Katzen feiner auf Erschütterung und Luftzug, da alle anderen Sinne besser genutzt werden.

Einseitig taube Katzen fallen dagegen kaum auf, sie lernen schnell mit dem eindimensionalen Eindruck an Geräuschen umzugehen.

Besitzer einer tauben Katze müssen sich im Klaren sein, dass das alleinige Sprechen mit ihr eventuell überhaupt nicht ankommt. Die Zuneigung und Bindung muss über Hautkontakt erfolgen. Rituale helfen im täglichen Umgang. Wenn sie bestimmte Handlungen wie Spielen, Füttern oder Bürsten immer mit einem entsprechenden Anfang, wie ein Leckerli oder eine bestimmte Steichelart beginnen, weiß die Katze schon, was folgt und kann sich freuen.

Auch der Blickkonrakt, Zuzwinkern oder andere Gesten sind eine Kommunikationsmöglichkeit.

Statt „komm“ rufen, winken sie ihre Katze mit der Hand zu sich. Und Begriffe wie Nein oder hopp müssen ebenfalls durch Gesten ersetzt und trainiert werden. Am einfachsten mit den Gesten, mit der sie üblicherweise ihrer Sprache noch mehr Ausdruck verleihen. Kinder stampfen zum Beispiel mit dem Fuß auf, wenn ihr Nein mehr Gewicht haben soll.

Das Spielen ist sehr wichtig und muss auf Sehspiele, wie eine virtuelle Maus jagen und auf Riechspiele, wie Leckerli verstecken, verlegt werden.

Im Dunkeln können sie auch Morsezeichen mit der Taschenlampe nutzen, um ihre Katze z.B. zum Fressen zu rufen. Mahlzeiten zur Kontaktaufnahme sind daher besonders empfehlenswert. Wenn das Futter immer zur Verfügung steht, kommt die satte Katze auf diese Lockzeichen eventuell nicht.

Gehörlose Katzen sollten nicht ohne Aufsicht nach draußen gehen.

Die Augen tauber Katzen

Außerdem sind die Augen dieser Katzen besonders zu beobachten, damit nicht leichtsinnig ein weiterer Sinneswahrnehmung aufs Spiel gesetzt wird. Bei Veränderungen sollten sie schneller einem auf Augenheilkunde spezialisierten Tierarzt vorgestellt werden als andere.

Weiße Katzen mit blauen Augen können ein fehlendes Tapetum lucidum haben. Diese Pigmentierungsschicht der Netzhaut dient zur besseren Reflexion bei schwachem Licht. Fehlt sie, kann das Sehen bei Nacht eingeschränkt sein.

Die Sehfähigkeit (ERG) und Hörfähigkeit (AEP) können in der gleichen Sedation untersucht werden.

Weitere interessante Informationen finden Sie unter www.lsu.edu/deafness/catbreeds.htm

Schöne Tipps im Umgang mit einer tauben Katze finden Sie unter www.kummerkatze.de