Hundebeißereien und Raufereien

Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra

Hundebeißereien sind unschöne Erlebnisse. Sie zerren an den Nerven der Hundebesitzer, die oft ebenfalls in Streitereien geraten. Die eigentlich Leidtragenden dabei sind aber die Hunde, die üble Verletzungen erfahren können. Je nach Kräfteverhältnis können solche Verletzungen auch tödlich enden.

Wie kommen Raufereien zustande?

Die Gefühlswelt der Hunde ist von uns nur bedingt einschätzbar. Wir wissen, dass Hunde einen Besitz- und Territorialanspruch haben, dass Beute- und Verteidigungstriebe durch die Domestikation des Hundes nicht ausgelöscht wurden und dass es eine gewisse Distanz gibt, die von Fremden besser nicht unterschritten werden sollte.

Mit diesem Grundwissen können wir Raufereien vorbeugen.

Beispiele:

Mit den Besitzansprüchen ist die Eifersucht eng verbunden. Deshalb wundere man sich nicht, wenn Hasso es nicht toleriert, dass sein geliebtes Frauchen einen anderen Hund mit dem üblichen ach ist der süß begeistert streichelt. Hasso ist ein Einzelhund - er hat das Teilen nicht gelernt. Also geht er auf den kleinen Süßen los, um ihn zu vertreiben, denn er will sein Frauchen für sich alleine behalten.
Also Frauchen, zähme Deine Gefühle und streichle nur Hasso, während Du den anderen Hund süß findest.

Das Territorium von Bello ist sein großer Garten, so aber auch die Region außerhalb, die er täglich bewacht. Er ist nur ein Hund und weiß nicht, dass der Gehweg neben seinem Garten der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Da läuft Fiffi schon zum x-ten Mal an dem Gartenzaun vorbei und Bello und Fiffi kläffen sich jedes Mal giftig an. Einmal hat der Sohn der Familie die Gartentüre nicht fest verschlossen und schon ist es passiert. Bello hat nur auf Fiffi gewartet, um ihn kräftig zu schütteln, denn er ist viel kleiner als Bello. Die Familie von Bello ist wegen Fahrlässigkeit dran. Aber auch Fiffis Frauchen hätte umsichtiger sein und den Zaun des zornigen Bello meiden können. Natürlich muss Bellos Familie die Tierarztkosten für Fiffis Behandlung bezahlen. Aber den Wundschmerz muss Fiffi ganz alleine aushalten!

Es ist nicht nur der Garten, sondern auch das Gelände der regelmäßigen Spaziergänge, welches die Hunde als ihr Territorium gegenüber anderen ( Eindringlingen ) verteidigen. Der Beutetrieb des Hundes ist ein kompliziertes Reflexverhalten, das ausgelöst wird, wenn ein Etwas vor dem Hund flüchtet, d.h. sich schnell von ihm entfernt. Zu dieser Kategorie gehören andere Hunde, die vor Angst davon laufen, schreiende, wegrennende Kinder, Jogger, Fahrradfahrer, Motorräder, Autos usw. Es liegt in der Natur des Hundes, die Beute zu fangen, d.h. zuzubeißen, wenn er sie erreicht hat. Der erfahrene Hundebesitzer weiß das und leint seinen Hund an, bevor dieser zu jagen beginnt. Die Leine, von vielen Hundehaltern verpönt, ist der verlängerte Arm des Besitzers. Sie gibt dem Hund Halt und Stärke und ist mit der Hand der Mutter zu vergleichen, an der das Kleinkind sicher geht.

Genauso sollte man sich bewusst sein, dass man bei zwei sich gut verstehenden Hunden kein Stöckchen und dgl. werfen sollte. Für die Hunde ist das eine Beute und jeder will sie bekommen. Die Folgen sind nicht selten ernsthafte Raufereien.

Der Verteidigungs- bzw. Wehrtrieb ist bei ängstlichen, nicht sozialisierten Hunden und bei Hündinnen in der Abhängigkeit ihres Hormonzyklus besonders ausgeprägt. Ängstliche Hunde tolerieren die Distanzgrenze unter 2 bis 5 m nicht mehr. Haben sie keine Möglichkeit zur Flucht, bleibt ihnen zu ihrer Verteidigung nur der Angriff übrig. Hündinnen haben im Allgemeinen, besonders im Zustand der Läufigkeit, Trächtigkeit, Scheinträchtigkeit oder wenn sie Welpen haben, eine besonders niedrige Reizschwelle und sind damit intolerant gegenüber Artgenossen. Sie haben von Natur aus keine Beißhemmung, wenn sie ihre Welpen verteidigen müssen. Dies überträgt sich auch in einer Rauferei zwischen zwei Hündinnen, die sich als Konkurrentinnen besonders stark bekämpfen können. Diesem Naturell der Hündin sollte man Rechnung tragen und sie mit fremden Hündinnen nicht vorbehaltlos spielen lassen.

Da jeder Hund grundsätzlich von seinem Betreuer geführt werden möchte, ist es besser, den Hund in unsicheren Situationen an die Leine zu nehmen. Mit diesem Prinzip gibt man dem Hund durch die Führung mehr Sicherheit und man beugt unvorhergesehenen Ereignissen vor.

Außerdem gehört es zur Fairness von Hundehaltern, dem Anderen zu signalisieren, ich habe meinen Hund angeleint, es kann nichts passieren.

Trotz allem kommt es leider immer wieder zu Raufereien.

Rat bei Raufereien:

Wenn sich zwei Hunde ineinander verbissen haben, kann man sie trennen, indem jeder Besitzer die Hinterbeine seines Hundes ergreift und hoch hebt. Die Hunde erschrecken gleichzeitig und lassen in ihrem Biss kurz los. Diesen Augenblick muss man ausnützen, um die Hunde voneinander zu trennen.

(Greifen Sie bei raufenden Hunden nie an das Halsband oder an den Kopf des Hundes. In seinem Zorn beißt er nach allem, was erreichbar ist. Auch in Frauchens / Herrchens Hand!) . Dann leint jeder seinen Hund mit einem strengen Hier an und man geht einige Schritte auseinander. Mit einem gestrengen Platz hält man die erhitzten Gemüter im Zaum.

Man tauscht Name und Adressen aus und jeder lässt seinen Hund bei seinem Haustierarzt untersuchen und behandeln. Die Kosten dafür übernimmt die Haftpflichtversicherung ( dafür hat man sie ja abgeschlossen ). Bei der Tierhaftpflicht gibt es keine Schuldfrage, deshalb sollten die Besitzer auch sachlich bleiben und das nächste Mal besser aufpassen!

Abschließend soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Hundehalter strafrechtlich belangt wird, wenn Menschen durch seinen Hund gefährdet oder gar verletzt worden sind.