Scheinträchtigkeit

Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra

Ursprünglich war die Scheinträchtigkeit zur Ammenaufzucht im Rudel gedacht. Die Hündinnen bzw. Wölfinnen eines Rudels synchronisieren ihren Zyklus. Hat die ranghöchste Hündin viele Welpen geboren, können rangniedrige scheinträchtige Hündinnen bei der Aufzucht der Welpen helfen.Heutzutage leben unsere Hunde i.d.R. nicht in einem großen Rudel. Viele Hündinnen werden auch gar nicht scheinträchtig.

Die Scheinträchtigkeit der Hündin wird durch übermäßige Produktion von den Hormonen Progesteron und Prolaktin verursacht. Sie tritt ca. 2 Monate nach der Läufigkeit auf - zum Zeitpunkt der vermeintlichen Geburt der Welpen - und kann das Wesen der Hündin deutlich verändern. In ihrer Einbildung Junge zu haben, schwillt das Gesäuge zur Milchbildung an. Die Hündin sammelt meist ihre Spielsachen, baut unter Umständen ein Nest und bewacht die Spielsachen wie ihre Welpen. Sie kann in ihrem Verteidigungstrieb auch giftig und aggressiv werden. Häufig will sie nicht mehr aus dem Haus gehen und ist dann nur angeleint zu einem Spaziergang zu überreden. Auf dem Rückweg zieht sie wieder nach Hause, wo ihre vermeintlichen Welpen sind.

Wir empfehlen unseren Patientenbesitzern, diese Spielsachen wegzuräumen (aus dem Auge – aus dem Sinn) und den Hund bestmöglich abzulenken. Denn durch die Umsorgung der eingebildeten Welpen wird die Milchbildung gefördert. Zudem kann es ohne „Abnehmer“ zu einem sehr schmerzhaften Milchstau kommen.

Meist schleckt die Hündin die harzigen Milchtropfen von den Zitzen ab. Leider verursacht das Schlecken (wie auch ein eventuelles Melken) eine gesteigerte Milchproduktion, wie es die Welpen beim Saugen tun. Durch die Entzündung des Gesäuges wird es heiß und hart. Die Hündin kann sogar Fieber bekommen.

Der Besitzer muss die Hündin unbedingt vom Schlecken abhalten und kann eventuell durch Kühlung mit feuchten Tüchern oder Quark für kurzfristige Linderung sorgen.Außerdem sollte die Milchbildung durch spezielle Medikamente unterbrochen werden.

 

Jede Scheinträchtigkeit erhöht durch die Zubildung des Gesäuges die Gefahr von Mammatumoren!