Die Otitis: Gehörgangsentzündung (auch Ohrenzwang genannt)

Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra

Ein gesundes Tierohr ist blitzblank sauber. Sehen Sie bräunliches oder gar stinkendes Ohrensekret, ist der äußere Gehörgang entzündet! Nur Putzen hilft hier nicht!

Die Otitis externa, d.h. die Entzündung des äußeren Gehörganges kann verschiedene Ursachen haben.

  • Parasiten ( Ohrmilben )
  • Bakterien ( vielerlei Arten )
  • Pilze ( v.a. Malassezien )
  • Fremdkörper ( z.B. Granne, Grassamen )

Hunde und Katzen leiden gleichermaßen an unterschiedlichen Otitiden. Sie zeigen vermehrtes Kratzen an einem oder beiden Ohren, schütteln den Kopf oder halten den Kopf sogar schief. Ist die Entzündung schon weit fortgeschritten sind sie u.U. hochschmerzhaft beim Berühren der Ohren und schreien auf.

Wir empfehlen grundsätzlich 1 x pro Woche - und sofort bei verändertem Verhalten des Tieres - beide Ohren gründlich anzuschauen. Sehen Sie in der normalerweise rosa und ohne Beläge erscheinenden Ohrmuschel dunkles Ohrenschmalz, kommen Sie bitte alsbald in die Praxis, damit wir Ihrem Tier helfen können.

Da Ohrmilben und Hefen eine ähnliche, dunkelbraune Sekretabsonderung hervorrufen, ist zur Unterscheidung der Ursache oft eine mikroskopische Untersuchung des Ohrenabstrichs notwendig. In der Ohrschleimhaut lebt eine natürliche Flora ( vgl. Darmflora ) von Bakterien und Hefen im Gleichgewicht. Durch zu wenig Belüftung ( Hängeohren ) oder feuchtes Außenklima werden die Lebensbedingungen der Hefen verbessert. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht und somit eine Entzündung.

Wird eine Überbesiedlung von Hefen (Malassezien) nicht gründlich behandelt, können die im Gehörgang befindlichen Wülste dermaßen anschwellen, dass sie sich gegenseitig berühren, wund werden und später den Gehörgang verschließen. Die Malassezia-Otitis bemerkt der Besitzer auch an dem typisch süßlich - dumpfen Geruch der Ohren und dem hochgradigen Juckreiz des Tieres.

Ohrmilbenbefall kommt meist bei Katzen (Freigängern) vor, wobei dunkelbraunes, kaffeesatzartig trockenes, krümeliges Sekret in der Ohrmuschel haftet. Dieses muss dann nach vorsichtigem Aufweichen vom Tierarzt schonend entfernt werden. Die Behandlung der Ohrmilben mit Ohrensalben, Spot on-Präparaten oder einer Spritze dauert etwa vier Wochen, da die Milben im Ohr Eier legen. Nach drei Wochen schlüpft die nächste Generation aus, die wiederum bekämpft werden muss.

Zur Ohrreinigung eines behandelten Ohres können Sie einmal in der Woche mit dem watteumwickelten Finger und etwas Öl das Sekret in der Ohrmuschel entfernen.
Bitte nicht mit Ohrenstäbchen in die Tiefe gehen!

Die bakterielle Besiedlung einer Ohrenentzündung kommt häufig bei Hunden vor, die wegen einer genetischen Veranlagung (Atopie) auch an anderen Hauterkrankungen leiden. Sie führt dann zu einer eitrigen Otitis, die sehr hartnäckig und schmerzhaft ist. Die langwierige Behandlung der eitrigen Gehörgangsentzündung erfolgt gezielt (nach einer bakteriologischen Untersuchung) mit entsprechenden antibiotischen Ohrsalben und zusätzlich mit antibiotischer Allgemeinbehandlung (Spritzen, Tabletten). Auch die erheblichen Ohrenschmerzen müssen mit entsprechenden entzündungshemmenden Medikamenten gelindert werden.

Fremdkörper sind meist Grassamen, die sich beim Laufen durch hohe Wiesen oder Felder am Ohrbehang festsetzen. Durch ihre kleinen Widerhaken wandern sie nur in eine Richtung und können so immer tiefer in den Gehörgang eindringen.
Meist sind langohrige Hunderassen davon betroffen.

Die Hunde halten deutlich den Kopf schief. Dabei wird das befallene Ohr nach unten gehalten. Bei Anfassen des Behanges schreien sie regelmäßig auf, weil der Samen
(meist sind es Grannen) im Gehörgang piekt. Auch das Kopfschütteln wird wegen der Schmerzen im Gehörgang nicht versucht.
Der Fremdkörper muss vom Tierarzt in Sedation aus dem Gehörgang entfernt werden.


Das Blutohr ( Othämatom )

Durch starkes Kopfschütteln bei einer juckenden Ohrentzündung können Äderchen platzen. Dies führt zur eiförmigen Anschwellung des Behanges (Bluterguss), der Kopf wird nach der kranken Seite schief gehalten und der Ohrbehang ist deutlich empfindlich gegen Berührung.

Auch hier ist die Behandlung in der Praxis unbedingt erforderlich.