Halskragen - kein Ungeheuer
Wenn wir einen Halskragen erwähnen, hören wir meist einen tiefen Seufzer, sehen ein fragendes "muss das wirklich unbedingt sein?"-Gesicht oder unsere Partientenbesitzer winken ab - unmöglich. Dabei lernen unsere Patienten überraschend schnell damit umzugehen.
Wir empfehlen das Üben eines Halskragens schon bei der Jungtiererziehung oder spätestens im Vorfeld einer geplanten Operation. Unsere Lieblinge genießen sogar die Aufmerksamkeit während der Übungen mit ihren Lieblingsmenschen.
Niemand möchte überrumpelt werden und nach einer Narkose plötzlich mit einem Halskragen-Ungeheuer aufwachen.
Ängstliche Tiere benötigen mehr Vorbereitung, Zeit und Geduld.
Anfangs genügt es, das "Halskragen-Ungeheuer" mit Leckereien zu garnieren. Ist die Mutprobe, sich dem Halskragen zu nähern um zu naschen gelungen, beginnt erst das eigentliche Training. Die Übungen sollen wenige Minuten und spielerisch ablaufen. Die nächste Übung kommt erst dran, wenn die vorherige nicht mehr gruselig ist.
1. Halskragen auf den Boden legen, Leckerli daneben legen. Anfangs weiter entfernt, dann Abstände verringern
2. Halskragen geöffnet an den Kopf halten, Leckerli geben
3. Halskragen um den Hals halten, Leckerli geben, sofort wieder wegnehmen
4. Halskragen schließen und durch den Halskragen das Leckerli geben, sodass der Kopf immer weiter in den Halskragen geht
5. Halskragen aufsetzen, Leckerli geben, sofort wieder absetzen
6. Halskragen aufsetzen, 3 Schritte vorwärtslocken, Leckerli geben und Halskragen sofort wieder absetzen
7. Halskragen aufsetzen, Futter in Schüssel erhöht anbieten, nach ein paar Happen absetzen
8. Halskragen nur zur Mahlzeit anziehen, danach absetzen
9. Halskragen draußen aufsetzen, ein paar Schritte gehen, Leckerli geben, sofort absetzen.
Grundsätzliche Tipps für die Halskragenzeit:
Zum Streicheln unbedingt immer in den Halskragen hinein den Kopf anfassen, sonst fühlt sich Ihr Liebling isoliert. Er denkt vielleicht, er steckt in einem Tunnel und läuft rückwärts.
Mit dem Halskragen den Hund in der Mitte durch die Türe führen, damit er nicht anstößt. Möglichst wenig Hindernisse am Boden stehen lassen.
Die Tiere brauchen meist 3 Tage, bis sie gelernt haben, dass der Kopf etwa viermal so groß ist und dass sie den Kopf beim Treppenlaufen anheben müssen, um nicht an der Stufe hängen zu bleiben.
Katzen brauchen unbedingt (immer) eine frei zugängliche Toilette und eventuell Aufstiegshilfe zu Ihren Lieblingsplätzen.
Partnerkatzen müssen getrennt werden oder solidarisch ebenfalls einen Halskragen tragen, wenn sie die kranke Katze mit Halskragen nicht akzeptieren.
Mit einem Halskragen ist der Freigang nach draußen nicht erlaubt.
Bitte beachten Sie, dass der Halskragen eine schnelle Wundheilung ermöglicht, also nicht für immer ist sondern nur eine absehbare begrenzte Zeitspanne getragen werden muss.
Sie tragen die Verantwortung, dass die Wunde reizlos abheilen kann, nicht aufgekratzt wird oder im schlimmsten Fall in einer weiteren Narkose erneut genäht werden muss.
Grundsätzlich ist es sehr empfehlenswert, spielerisch alle Tiere im Vorfeld an einen Halskragen zu gewöhnen, auch wenn sie ihn nie brauchen werden.
In die Plastikschlaufen können Sie ein weiches Halstuch oder eine Krawatte durchschieben, um Haarbruch und Einschnürung zu vermeiden.
Es gibt verschiedene Halskragen mit Vor- und Nachteilen:
Der steife trichterförmige durchsichtige Kunststoff-Halskragen schützt den Kopf, insbesondere Augen und Ohren am besten. Trotzdem könnten sich die Patienten noch an hervorstehenden Sofaecken o.ä. den Kopf von vorne reiben.
Der Schaumstoffhalskragen in Trichter- oder Radform hilft gegen Schlecken an Körperteilen, schützt aber die Kopfregion nicht vor Reiben.
Der aufblasbare reifenförmige Halskragen hilft gegen Schlecken an Körperteilen, schützt aber die Kopfregion nicht vor Reiben. Machmal ist das Ablegen des Kopfes unbequem.
Der Optivisor ist eine schirmmützenähnliche Plastikkappe, die den Augenbereich gut schützt, wenn er passt (siehe links für Tierhalter ). Bei Rundköpfen verrutscht er schnell. Der Kopf kann trotzdem an Gegenständen oder mit der Pfote gerieben werden.